
Die Trauer: Ein langer Weg
Wenn ein Mensch stirbt, beginnt für die Hinterbliebenen ein langer Weg. Am Anfang steht der Schock: Das kann doch nicht wahr sein! Alles scheint nur ein böser Traum zu sein, aus dem man ganz sicher bald erwachen wird. Nach einiger Zeit wird der Tod Gewissheit. Es treten Hilflosigkeit und Verzweiflung auf. Man ist lethargisch und unfähig, etwas zu tun. Dann wieder stürzt man sich in Aktivitäten.
Es kommen Fragen, bisweilen Wut auf den Verstorbenen und zugleich Schuldgefühle deswegen. Es geschehen Dinge, die einen glauben machen, man sei verrückt geworden: Wie kommt das schmutzige Geschirr in den Kühlschrank? Ist da nicht gerade die Tür gegangen? Schon wieder für einen zuviel den Tisch gedeckt. Dann beginnt die Phase, in der man sich langsam mit dem Verlust auseinander setzen kann.
Das Unerträgliche wird zu etwas, das man doch tragen kann. Die Wohnung wird umgeräumt, langsam kehrt die Lebensenergie zurück. Doch es kann immer
wieder Rückfälle geben, Augenblicke der Verzweiflung. Alles, was ein trauernder Mensch erlebt und fühlt, ist normal.
Nicht er, sondern seine Situation ist – im Wortsinne – verrückt.